Neuer Raumanzug: Trinken Astronauten bald ihren eigenen Urin?

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 15.07.2024 - 11:31

Astronauten auf Weltraumspaziergängen könnten dank eines Wasserfilter- und Recyclingsystems bald ihren eigenen Urin trinken.

Astronaut Erdkugel Hintergrund Spaziergang Mond
Flüssigkeitsversorgung gelöst?! Astronauten könnten bald ihren eigenen Urin trinken, dank eines Raumanzugs mit Wasserrecycling. - Depositphotos

Das Leben von Astronauten bei Weltraumspaziergängen könnte dank eines einfallsreichen Hacks bald deutlich leichter werden. Zumindest, wenn man mit den eigenen Körperflüssigkeiten keine Probleme hat ...

... denn: Ein frisch entworfener Raumanzug mit integriertem Wasseraufbereitungs- und Recyclingsystem verspricht, ausgeschiedenen Urin in Trinkwasser umzuwandeln. Bisher sammelt ein spezielles System im Anzug den Urin der Raumfahrer, bevor er entsorgt wird.

Die Menge an verfügbarem Trinkwasser ist dabei auf weniger als einen Liter begrenzt. Das neue System könnte die Lösung für beide dieser Probleme sein.

Aus Abfall wird Ressource

Abwasser aus Urin und Schweiss wird auf der Internationalen Raumstation schon längst recycelt. Bisher war die dafür erforderliche Ausrüstung allerdings viel zu sperrig für einen Raumanzug.

Raumanzug Teile Urin-Wasser-Filtersystem
Diese Stücke sind Teile des neuen Urin-Filtersystems. - Luca Bielski

Die aktuelle Lösung der Nasa ist das Maximum Absorbency Garment (MGM), das trotz des technischen Namens im Wesentlichen nur eine Erwachsenenwindel zum Auffangen von Urin und Kot ist.

Am Ende eines Weltraumspaziergangs landen diese Windeln im Abfallsystem der ISS. Danach verbrennen sie schliesslich in der Erdatmosphäre – eine unbefriedigende Ressourcenverschwendung.

Fortschritt dank Wissenschaft

Chris Mason von der Cornell University in New York hat zusammen mit seinem Team ein Gerät entwickelt, das gerade mal acht Kilogramm wiegt und etwa so gross ist wie ein Schuhkarton. Es kann Urin mit einer Effizienz von 87 Prozent durch einen zweistufigen Osmosefilter recyceln.

Ein weiterer Filter übernimmt dann die restlichen Entfernungen. Das Ergebnis: Wasser, das laut zu 99 Prozent frei von Verunreinigungen ist.

Dieses gereinigte Wasser steht dann zum Trinken bereit und kann in eine im Anzug integrierte Tasche geleitet werden. Dies würde auch das Problem des Trinkwasservorrats lösen, der gerade bei langen Weltraumspaziergängen bisher oft Mangelware ist.

Vom Prototyp zur Praxis

Offiziellen Angaben zufolge existiert das Gerät zurzeit nur als Prototyp und wurde ausschliesslich im Labor getestet.

Filtersystem grafisch dargestellt
So arbeitet das neue Urin-Filter-System, bevor aus den Ausscheidungen Wasser erzeugt wird. - Luca Bielski

Doch bereits im November sollen Versuche mit Menschen starten, die den gesamten Prozess vom Sammeln des Urins über dessen Aufbereitung bis hin zum Trinken des gereinigten Wassers umfassen.

Schliesslich stehen die Artemis-Missionen der Nasa zum Mond bald an. Vielleicht dürfen Astronauten da schon die neuen Raumanzüge testen?

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