Cyberattacke: Deutscher Radiosender muss in Notbetrieb

Juli Rutsch
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Am 18.09.2024 - 11:05

Russische Hacker zwingen einen Radiosender aus Süddeutschland dazu, das Notband abzuspielen. Zuvor sollen sie alle Daten verschlüsselt haben.

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Ein Radiosender aus dem Raum München musste in den Notbetrieb wegen eines Hackerangriffs aus Russland. - Depositphotos

Radio Geretsried, eine lokale Rundfunkstation im Süden von Deutschland, musste kürzlich aufgrund eines mutmasslichen Ransomware-Angriffs auf seine Notfall-Backups zurückgreifen. Der Sender gibt «unbekannten Angreifern aus Russland» die Schuld an dem Vorfall.

Dieser Angriff ist der jüngste einer Reihe von Störungen deutscher Organisationen durch Cyberkriminalität. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt:

«Die Erpressung von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen durch Ransomware ist das am schnellsten wachsende Gebiet der Cyberkriminalität und stellt nun ein grosses Problem dar.»

Ransomware hält Radiosender im Griff

Laut einer Mitteilung auf der Webseite des Radio Geretsried bei München ereignete sich der Cyberangriff am Sonntagabend. Die Hacker verschlüsselten dabei «alle Musikdateien und verlangen vom Sender ein hohes Lösegeld».

Ausschnitt Webseite Radiosender Eilmeldung
Auf seiner Webseite weisst der Radiosender darauf hin, dass er Opfer eine Cyberattacke wurde. - Webseite Radio Geretsried

In Geretsried, Bayern ansässig, erklärte die ehrenamtliche Radiostation, dass ihr Verwaltungsrat zusammen mit einer lokalen Freiwilligengruppe intensiv an einer Lösung arbeite. Seit Montagnachmittag sendet sie Musik aus ihrem sogenannten «Notband».

Sender kämpft um schnelle Lösungsfindung

Der Sender teilte mit: «Unsere Musikredakteure exportieren Musiklisten und alles, was noch gerettet werden kann. Danach müssen wir alle unsere Systeme neu installieren.»

Es wurde gewarnt, dass die Störung voraussichtlich bis Mitte der Woche andauern wird.

Deutschland im Fadenkreuz von Ransomware-Attacken

Ransomware-Angriffe nehmen in weiten Teilen der westlichen Welt weiter zu. Strafverfolgungsbehörden sind davon überzeugt, dass viele der grössten Schemata eine signifikante russische Verbindung aufweisen.

Die Angriffe erfolgen weitgehend opportunistisch und betreffen Organisationen unabhängig von ihrer Branche. Radiosender waren wiederholt darunter.

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Cyberangriffe haben in den letzten Jahren immer weiter zugenommen und werden zu einer ernsten Bedrohung – weltweit. - Depositphotos

So klagte etwa der öffentliche Sender KQED aus San Francisco früher in diesem Jahr, er sei durch einen Angriff technologisch um 20 Jahre zurückgeworfen worden.

BSI warnt vor steigender Qualität von Cyberangriffen

In Deutschland hat es insbesondere in den letzten zwei Jahren einen starken Anstieg an Ransomware-Angriffen gegeben. Eine Datenbankfirma, mehrere Universitäten und ein Krankenhausbetreiber bestätigten kürzlich Störungen.

Das BSI stuft Ransomware als eine der grössten operativen Bedrohungen für die Cybersicherheit ein und warnt davor, dass die «Qualität der Angriffe ständig zunimmt».

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