Cyberattacke: Deutscher Radiosender muss in Notbetrieb
Russische Hacker zwingen einen Radiosender aus Süddeutschland dazu, das Notband abzuspielen. Zuvor sollen sie alle Daten verschlüsselt haben.
Radio Geretsried, eine lokale Rundfunkstation im Süden von Deutschland, musste kürzlich aufgrund eines mutmasslichen Ransomware-Angriffs auf seine Notfall-Backups zurückgreifen. Der Sender gibt «unbekannten Angreifern aus Russland» die Schuld an dem Vorfall.
Dieser Angriff ist der jüngste einer Reihe von Störungen deutscher Organisationen durch Cyberkriminalität. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt:
«Die Erpressung von Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen durch Ransomware ist das am schnellsten wachsende Gebiet der Cyberkriminalität und stellt nun ein grosses Problem dar.»
Ransomware hält Radiosender im Griff
Laut einer Mitteilung auf der Webseite des Radio Geretsried bei München ereignete sich der Cyberangriff am Sonntagabend. Die Hacker verschlüsselten dabei «alle Musikdateien und verlangen vom Sender ein hohes Lösegeld».
In Geretsried, Bayern ansässig, erklärte die ehrenamtliche Radiostation, dass ihr Verwaltungsrat zusammen mit einer lokalen Freiwilligengruppe intensiv an einer Lösung arbeite. Seit Montagnachmittag sendet sie Musik aus ihrem sogenannten «Notband».
Sender kämpft um schnelle Lösungsfindung
Der Sender teilte mit: «Unsere Musikredakteure exportieren Musiklisten und alles, was noch gerettet werden kann. Danach müssen wir alle unsere Systeme neu installieren.»
Es wurde gewarnt, dass die Störung voraussichtlich bis Mitte der Woche andauern wird.
Deutschland im Fadenkreuz von Ransomware-Attacken
Ransomware-Angriffe nehmen in weiten Teilen der westlichen Welt weiter zu. Strafverfolgungsbehörden sind davon überzeugt, dass viele der grössten Schemata eine signifikante russische Verbindung aufweisen.
Die Angriffe erfolgen weitgehend opportunistisch und betreffen Organisationen unabhängig von ihrer Branche. Radiosender waren wiederholt darunter.
So klagte etwa der öffentliche Sender KQED aus San Francisco früher in diesem Jahr, er sei durch einen Angriff technologisch um 20 Jahre zurückgeworfen worden.
BSI warnt vor steigender Qualität von Cyberangriffen
In Deutschland hat es insbesondere in den letzten zwei Jahren einen starken Anstieg an Ransomware-Angriffen gegeben. Eine Datenbankfirma, mehrere Universitäten und ein Krankenhausbetreiber bestätigten kürzlich Störungen.
Das BSI stuft Ransomware als eine der grössten operativen Bedrohungen für die Cybersicherheit ein und warnt davor, dass die «Qualität der Angriffe ständig zunimmt».