Amazon und der Datenschutz - Bilanz nach 30 Jahren

Björn Schneider
Björn Schneider

Am 16.08.2024 - 06:06

Zum 30. Geburtstag des Internetriesen fragen wir ihn: Wie wichtig sind dem Onlineversandhändler Datenschutz und Privatsphäre?

Amazon-Paketdienst
Der frühere Onlinebuchhändler ist heute ein globaler Player mit ungeheurer Marktmacht. Wie wichtig ist dem Unternehmen das Thema «Datenschutz»? - Depositphotos

Amazon feierte im Juli seinen 30. Geburtstag. Aus dem kleinen Versandhandel für Bücher ist längst ein börsennotierter E-Commerce-Gigant geworden, der unser Kaufverhalten massgeblich prägte – und veränderte.

Doch nicht wenige bezeichnen das Unternehmen als Datenkrake, die wenig Wert auf die Privatsphäre ihrer Nutzer legt. Wir betrachten Amazons weitreichenden Einfluss auf den Online-Datenschutz mal etwas genauer.

Datenkrake? Was Amazon über den User weiss

Zum 30-Jahr-Jubiläum von Amazon drängt sich die Frage auf, wie sehr das Unternehmen seinen Aufstieg eigentlich unseren Nutzerdaten zu verdanken hat. Denn klar ist: Neben Google und Facebook hat Amazon ein System mitgeschaffen, das auf dem Sammeln und Verkaufen von Userdaten aufbaut.

Amazon Paket
Neue Amazon-Regel: Kunden haben trotzdem weiterhin das Recht auf Erstattung oder Ersatzlieferung, sollten sie sich gegen die Rücksendung entscheiden. (Symbolbild) - Depositphotos

Amazons breite «Datensammlung» reicht von individuellen Verbrauchervorlieben (etwa beim Shoppen) über Verhaltensweisen bis hin zu biometrischen Daten wie Sprachaufnahmen. Damit hat das Unternehmen schnell sensible Informationen und Metriken über uns Einzelpersonen an der Hand.

Ob sexuelle Orientierung, Hobbys, politische Zugehörigkeit oder gesundheitliche Probleme. All dies – und noch weit mehr – kann Amazon aus unserem Online,- Kauf- und Shoppingverhalten ableiten.

Eingriff in die Privatsphäre

Die renommierte US-Forscherin Faline Anmadra-Gleoite spricht bei Amazons Aushöhlung der Privatsphäre von «invasiven Datenpraktiken» – und diese würden immer öfter zur Anwendung kommen. Besonders erschreckend sei der aktuelle Einsatz von KI, um Gesichter von Zugpassagieren zu scannen und deren Alter, Geschlecht und emotionalen Zustand zu bestimmen.

Diese sogenannten Amazon-Powered AI Kameras wurden jüngst an Zugbahnhöfen in Grossbritannien eingesetzt und sorgten für viel Kritik. Laut Anmadra-Gleoite untergrabe diese Massenüberwachung die individuelle Autonomie und gefährde letztlich die psychische Gesundheit der Menschen und damit einer ganzen Gesellschaft.

Mehr Datenschutz nötig

Die scheinbar allgegenwärtige Kontrolle durch Unternehmen wie Amazon lässt die Kritikerstimmen erstarken. Und nicht wenige fordern, Data Privacy als Menschenrecht anzuerkennen.

Datenschutz
Kritiker fordern ein Eingreifen der Politik, um Schlimmeres beim Einsatz von KI zu verhindern und durch gesetzliche Rahmenbedingungen die Privatsphäre zu schützen. - Depositphotos

Anmadra-Gleoite und andere Experten warnen schon lange vor den Gefahren der Überwachung durch KI ohne entsprechende Gesetze und Datenschutzmassnahmen. KI-Programme seien darauf ausgelegt, persönliche Informationen abzugreifen – Daten und Informationen, die für die Firmen Gold wert sind.

Zum 30-Jahr-Jubiläum von Amazon sollten wir uns bewusst machen: Trotz des (berechtigten) Erfolgs und der Pionierleistung im E-Commerce ist Amazon nicht frei von Schuld noch Verantwortung. Amazon hat mit seiner Datensammelwut massgeblich zur Fragilität unserer Privatsphäre beigetragen.

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