Aufstieg und Fall der Promi-Video-App Cameo
Die Promi-Starvideoplattform Cameo erhielt einst eine Bewertung von 85 Millionen Schweizer Franken. Heute bleibt Cameo auf den Rechnungen sitzen. Die Gründe.
Die Geschäftsidee erschien ebenso verheissungsvoll wie ungewöhnlich: Einfache User bezahlen Prominente für persönliche Video- und Grussbotschaften. Das können Geburtstagsgrüsse, individuelle Motivationsclips oder Glückwünsche zur Geburt des Kindes sein.
Das ist bis heute das Prinzip hinter der Starvideo-App Cameo. Erdacht während des Corona-Lockdowns, entwickelte sich Cameo schnell zum echten Renner.
Doch dann folgte allmählich der Abstieg. Vom Niedergang einer früheren Hype-Plattform.
Aufstieg während der Pandemie
Dank Cameo war es plötzlich möglich, für umgerechnet gut 85 Schweizer Franken ein Video von VIPs oder Politikern wie Nigel Farage zu bekommen.
Die App wurde während Corona zum Geheimtipp und konnte Investitionen einsammeln, die 2021 zu einer Bewertung von gut 85 Millionen Schweizer Franken führten.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Obwohl Cameo noch immer einen bunten Mix aus Prominenten- und Influencer-Clips anbietet, scheint das Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten zu stecken.
Juristischer Ärger für Cameo
Im Juli berichtete die US-News-Seite «Business Insider» über eine Einigung zwischen Cameo und 30 US-Bundesstaaten. Dem waren Verstösse gegen Regeln der Federal Trade Commission für prominente Produktwerbung vorausgegangen.
Die Gerichte verurteilten Cameo zu einer Geldstrafe von 600'000 Dollar (gut 515'000 Schweizer Franken). Eigentlich ein bescheidener Betrag für ein milliardenschweres Unternehmen, doch Cameo bewies vor Gericht, dass es diesen Betrag nicht zahlen kann.
Plattform und App sind wie gewohnt nutzbar, doch Cameo hatte zuletzt Probleme, A-Prominente oder Top-Influencer anzulocken oder zu halten. Hinzu kommt ein vehementer Image-Schaden durch Fake-Videos.
Ist der Ruf erstmal dahin ...
Die Negativschlagzeilen der jüngeren Vergangenheit könnten zu den aktuellen Problemen beigetragen haben. Immer wieder kam es zu manipulierten Videos, in denen Promis rassistische Äusserungen und Beleidigungen von sich gaben.
Letztes Jahr nutzte russische Betrüger Cameo-Videos für Desinformationskampagnen gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski. Die Folge: Immer mehr Top-Promis und -Influencer sprangen ab und wandten sich anderen Plattformen, etwa TikTok, zu.
Cameo muss notgedrungen auf weniger bekannte Künstler und B- oder gar C-Prominente zurückgreifen. Da Cameo prozentual an den Einnahmen der VIPs beteiligt ist, bleibt abzuwarten, ob dieses Geschäftsmodell künftig noch trägt.
Gerade, wenn immer weniger User bereit sind, für diese Videobotschaften zu bezahlen.