Wie künstliche Intelligenz die älteste Zeitung der Welt neu erfindet
Das «Berrow's Worcester Journal», eine der ältesten Zeitungen der Welt, geht mit der Zeit: Sie setzt auf KI für Recherche und Verifikation. Wie gut ist das?
Am 7. Oktober 1779 erschien ein Brief im «Berrows Worcester Journal». «Zum Drucker», schrieb ein verärgerter Leser.
«Ich erlaube mir, Sie und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass der Bericht über einen traurigen Unfall, der einem armen Mann in Evesham widerfuhr und der in Ihrer letzten Arbeit enthalten war, völlig jeder Grundlage entbehrt.»
Berichte über einen Mann, der in einen Bottich mit kochendem Bier fiel, waren, wie sich herausstellte, stark übertrieben. Sie wurden auf der Rückseite eines anonymen Hinweises veröffentlicht.
KI für präzisere Recherche?
Doch nun gibt die Zeitschrift, die für sich beansprucht, die älteste noch existierende Zeitung der Welt zu sein, an, dass sie über eine hochmoderne neue Methode verfügt, die Reportern hilft, ihre Fakten zu überprüfen: KI.
Diese bahnbrechende Methode soll den Redakteuren helfen, ihre Geschichten genauer zu recherchieren und zu verifizieren. Der Einsatz von KI ist allerdings nicht auf dieses traditionsreiche Medium beschränkt.
KI-gestützte Reporter erobern britische Nachrichtenräume
Newsquest, der zweitgrösste regionale Nachrichtenverlag Grossbritanniens und Eigentümer des «Worcester Journals» sowie weiterer Publikationen wie dem «Glasgow Herald» oder dem «Lancashire Telegraph» hat bereits acht «KI-gestützte» Reporter eingestellt.
Diese nutzen ein hauseigenes Texterstellungstool, das die ChatGPT-Technologie nutzt. Ein aufgemotzter Chatbot, der auf Informationen aus Texten im Internet zurückgreift.
Mithilfe dieser Technik können alltägliche, aber notwendige Informationen – beispielsweise Protokolle lokaler Ratsversammlungen – automatisch in prägnante News-Artikel umgewandelt werden. Dies entlastet andere Redaktionsmitglieder für investigativen Journalismus oder persönliche Interviews vor Ort.
KI im Journalismus: Fluch oder Segen?
Lokale Reporter – immer dünner, überlastet und unterbezahlt – brauchen jede Hilfe, die sie kriegen können.
Der menschliche Faktor im Journalismus ist jedoch durch nichts zu ersetzen.
Und während sich die Medienlandschaft weiter verändert und entwickelt – mit immer weniger Reportern und lokalen Publikationen – ist es wichtiger denn je für Zeitungen wie «Berrow's Worcester Journal» ihre Innovationsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Da gilt es auch, offen für Wandel zu sein und sich mit dem Lauf der Welt weiter zu entwickeln ...