Wie geklonte Stimmen ganze Wahlen manipulieren können
KI ist mittlerweile in der Lage, Stimmen von Politikern authentisch zu klonen. Jetzt werden die ersten Fälle bekannt, in denen diese Technik missbraucht wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Demokrat National Committee (DNC) wollte den Termin der Vorwahl verschieben und durch South Carolina ersetzen.
Künstliche Intelligenz hat die politische Bühne betreten – und zwar auf eine Art und Weise, die viele von uns beunruhigt.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand KI nutzte, um einen Politiker nachzuahmen und sich in den Wahlprozess einzumischen. Daher sollte es nicht überraschen, dass jemand die Stimme von Joe Biden geklont hat, um die Wahlbeteiligung bei den Vorwahlen in New Hampshire zu unterdrücken.
Doch wie konnte dies geschehen? Und was bedeutet das für künftige Wahlen?
KI-Missbrauch: Der Anruf kam aus dem Inneren des Hauses
Die Generalstaatsanwaltschaft von New Hampshire untersucht einen automatisierten Telefonanruf, einen sogenannten «Robocall». Dieser war an Wähler gerichtet und rief sie dazu auf, nicht an der bevorstehenden demokratischen Vorwahl teilzunehmen.
Auffällig dabei war jedoch nicht nur der Inhalt des Anrufs selbst, sondern auch, wer ihn angeblich gemacht hatte. Denn obwohl es so klang, als wäre Präsident Biden am Apparat gewesen, geht man davon aus, dass es sich hierbei tatsächlich um einen Klon seiner Stimme handelte.
Erstellt mithilfe von künstlicher Intelligenz.
Verdächtige Spuren: Wer steckt hinter den Anrufen?
Einer der ersten Indikatoren für diese Vermutung war die Tatsache, dass die Anrufe von der Schatzmeisterin eines politischen Aktionskomitees (PAC) stammten, das Biden bei den Vorwahlen in New Hampshire unterstützt. Ein Motiv für solche Anrufe wäre also nicht gegeben gewesen.
Zudem erhielt NBC News eine Kopie der Aufnahme und bestätigte, dass sie stark an Präsident Biden erinnert – inklusive seiner Lieblingsphrase «Malarkey».
Warum sollte ein Kandidat seine Wähler abhalten?
Ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich um einen gefälschten Anruf handeln könnte, ist die Tatsache, dass kein Kandidat – einschliesslich Biden – seinen Wählern sagen würde, sie sollen nicht wählen.
Trotzdem befindet sich Biden bereits in einer schwierigen Lage in New Hampshire: Er taucht nämlich gar nicht auf dem Wahlzettel für die Vorwahl auf.
Das Demokrat National Committee (DNC) hatten den Termin der Vorwahl verschieben und durch South Carolina ersetzen wollen. Doch New Hampshire lehnte ab und irgendwie vergass das Biden-Team, ihn rechtzeitig für die Vorwahl am 23. Januar 2024 zu registrieren.
KI-Missbrauch: Nur der Beginn einer neuen Ära?
Dies ist jedoch keineswegs das erste Mal, dass KI-Klon-Stimmen zur Manipulation eingesetzt wurden. Bereits im letzten Jahr gab es Fälle, in denen Betrüger die Stimmen von Angehörigen klonten und damit Menschen dazu brachten, ihnen Geld zu schicken.
Es ist allerdings das erste Mal, dass künstliche Intelligenz zur Beeinflussung einer Wahl eingesetzt wurde. Und es wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.