Studie deckt auf: Aktuelle KI-Systeme benachteiligen Frauen
Eine Studie der Universität Bielefeld zeigt auf, dass KI die Chancengleichheit zwischen Mann und Frau verschlechtert. Wir haben uns das angeschaut.
Die zunehmende Bedeutung von künstlicher Intelligenz in unserer Gesellschaft ist unbestreitbar. Doch wie steht es um die Akzeptanz und das Verständnis dieser Technologie unter den verschiedenen Geschlechtern?
Eine aktuelle Studie der Hochschule Bielefeld in Deutschland zeigt überraschende Ergebnisse. Männer scheinen KI-Anwendungen positiver zu bewerten, ihre eigenen Fähigkeiten höher einzuschätzen und mehr Vertrauen in diese Technologien zu haben als Frauen.
Aber warum ist das so? Weil KI mitunter Frauen bereits benachteiligt habe, so die Forschenden.
Wie Frauen durch KI diskriminiert werden
Laut den Forschenden zeigten Beispiele aus der Praxis, dass KI die Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern verschlechtern kann. So vertraute offenbar ein global agierender Online-Versandhandel im Recruiting-Prozess einem Einstellungsroboter – und sah sich prompt mit Diskriminierungsvorwürfen konfrontiert.
Denn die KI habe demnach Lebensläufe von Frauen häufig aussortiert und bevorzugte offenbar männliche Kandidaten. Ein weiteres Beispiel, das die Forschenden anführen: Der Betreiber eines der grössten sozialen Netzwerke weltweit zeigte wohl Männern auf seiner Plattform häufiger Stellenanzeigen von technischen Berufen als Frauen.
Offensichtlich hatte das zahlenmässige Übergewicht von Männern in technischen Berufen die KI zur Annahme verleitet, dass dies so «gewollt» sei und auch in Zukunft so bleiben solle. Zeigt sich dadurch ein strukturelles Problem hinsichtlich der Unterrepräsentanz von Frauen in KI-gesteuerten Berufen?
Frauen im Tech-Bereich: Eine Perspektive, die fehlt
Frauen sind in den neuen, durch KI geprägten Berufsfeldern stark unterrepräsentiert, so die Forschenden der Hochschule Bielefeld. Dies wirke sich negativ auf die Innovationskraft aus, da vielfältige Perspektiven fehlten.
Es mangele nicht an Kompetenz, sondern an Chancen und Anerkennung! Diskriminierung, Geschlechterstereotype und mangelnde Gleichstellung wurden als Hindernisse identifiziert.
Die Lösung? Bildung & Kommunikation
Damit es in der Zukunft möglich wird, KI-Technologien auf eine gerechtere und gleichberechtigtere Weise zu entwickeln und anzuwenden, müssen verschiedene Punkte berücksichtigt werden.
Frauen selbst stellen der Studie zufolge den Punkt «Wissen» in den Mittelpunkt der Diskussion – so würde beispielsweise Interesse für KI-bezogene Themen geweckt. Parallel dazu werden mehr Anwendungsbeispiele gewünscht sowie eine bessere Kommunikation über Vor- und Nachteile der Technologie, Transparenz sowie demokratischere Entscheidungsprozesse.
KI: Chance, Stereotype abzulegen
Die Studie unterstreicht, dass Frauen gesellschaftlich darin bestärkt werden sollten, technische Berufe anzustreben.
Denn die Annahme, dass sich Mädchen wie Frauen angeblich nicht für Technik interessierten oder womöglich auf diesem Gebiet weniger begabt seien, könnte mit dazu beitragen, dass Frauen Studiengänge und Berufe in technischen Bereichen gar nicht erst in Erwägung ziehen, so die Forscher.
Das wiederum bestätige und steigere die Gefahr, dass KI-Anwendungen auch in Zukunft dieses gesellschaftliche Kräfteverhältnis als gegeben bis ideal interpretieren und Diskriminierung und Stereotype entsprechend weiter verbreiten.
Zeit für einen Perspektivwechsel in der KI-Entwicklung
Frauen sollten am besten frühzeitig in die Entwicklung von KI-Anwendungen einbezogen werden, so das Team der Hochschule Bielefeld.
Um Gleichberechtigung am Arbeitsplatz zu gewährleisten, brauche es des Weiteren klare Regeln. Nur so könne eine gerechte Anwendung und Weiterentwicklung von KI-Technologien sichergestellt werden.
Die Erkenntnisse der Studie können Unternehmen dabei unterstützen, geschlechterspezifische Aspekte bei der Planung von Sensibilisierungs- und Weiterbildungsmassnahmen zur Einführung von KI zu berücksichtigen.