Microsofts KI-Hunger führt zur Reaktivierung von Atomkraftwerk

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 05.10.2024 - 15:41

Weil Microsofts KI-Strombedarf steigt, hat das Unternehmen einen Deal abgeschlossen, der zur Wiederbelebung eines der Atomreaktoren von Three Mile Island führt.

Atomkraftwerk Three Mile Island Pennsylvania
In den nächsten Jahren werden im Kraftwerk Three Mile Island in Pennsylvania wieder die Lichter angehen. - Constellation Energy

Künstliche Intelligenz ist heute einer der Hauptbestandteile grosser technologischer Entwicklungen. Doch ihr Einsatz erfordert Strom. Sehr viel Strom.

Weil dieser Bedarf immer weiter steigt, wendet sich Microsoft jetzt an den US-Konzern Constellation Energies, der das in Pennsylvania ansässige Atomkraftwerk Three Mile Island verwaltet.

Eigentlich war das Kernkraftwerk vor Jahren stillgelegt worden. Doch die enorme Menge an Strom, die zur Versorgung der KI benötigt wird, hat das Interesse an dieser – lange Zeit in Verruf geratenen – Energiequelle nun neu entfacht.

Ein Deal mit Symbolcharakter

Im Zentrum des Deals steht Three Mile Island. Dieses Kraftwerk wurde nach einem teilweisen Reaktor-Meltdown im Jahr 1979 zum Synonym für die potenziellen Risiken der Nutzung von Atomenergie.

Atomkraftwerk Three Mile Island
Sollte das Kernkraftwerk Three Mile Island wieder in Betrieb genommen werden, wäre das die erste Wiederbelebung eines solchen Kraftwerks in der Geschichte der USA. - Depositphotos

Denn in diesem Jahr ereignete sich in der Anlage der schwerste Atomunfall in der Geschichte der USA. Eine teilweise Kernschmelze in einem der Reaktoren führte zur Freisetzung radioaktiver Stoffe.

Über 200'000 Menschen mussten daraufhin evakuiert werden.

Einkaufverpflichtung für 20 Jahre

Doch nun scheint eine Renaissance bevorzustehen. Aufgrund des steigenden Bedarfs an Elektrizität durch immer mehr Datenzentren hat sich Microsoft dazu verpflichtet, so viel Strom wie möglich aus diesem Kraftwerk zu beziehen – und das über einen Zeitraum von 20 Jahren.

Constellation Energy als Eigentümer verspricht dabei Investitionen von 1,6 Milliarden Dollar zur Sanierung des Reaktors und plant dessen Wiederinbetriebnahme bis 2028.

Vorausgesetzt natürlich, die erforderlichen Genehmigungen werden erteilt.

Kernfusion als weitere Option

Neben der klassischen Kernkraft setzt Microsoft auch auf die Energiegewinnung durch Kernfusion. Dies ist eine potenziell reichhaltige, kostengünstige und saubere Form von Elektrizität, an deren Entwicklung Wissenschaftler seit Jahrzehnten arbeiten.

Symbolbild Kernfusion
Kernfusion könnte uns bald helfen, Strom zu erzeugen. Doch die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen. - Depositphotos

Obwohl viele Experten sagen, dass es noch mindestens ein Jahrzehnt dauern wird, bis Strom aus Kernfusion gewonnen werden kann, hat Microsoft bereits einen Vertrag mit einem Start-up unterzeichnet, das behauptet, dies schon bis 2028 liefern zu können.

Allgemeine Stromversorgung in Gefahr?

Der Deal zwischen Microsoft und Three Mile Island ist nur das jüngste Zeichen für das wachsende Interesse an der Atomindustrie vor dem Hintergrund des steigenden Energiebedarfs durch KI-Anwendungen.

Auch Tech-Unternehmen wie Amazon Web Services treffen ähnliche Vereinbarungen und lassen Datenzentren in unmittelbarer Nähe zu bestehenden Kraftwerken errichten. Doch einige Experten warnen davor, dass dadurch stabile Stromquellen vom Netz genommen werden könnten.

Und das wiederum gefährde die Zuverlässigkeit der Stromversorgung insgesamt.

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