Trotz Beliebtheit: Amazon verliert Milliarden durch Alexa

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 31.07.2024 - 11:46

Amazon wollte die Preise für seine Echo-Lautsprecher bewusst niedrig ansetzen. Aber die Strategie ist nicht aufgegangen.

Amazon Echo Lautsprecher auf einem Holztisch
Ein langes Jahrzehnt nach dem Launch hat sich Echo für Amazon noch nicht bezahlt gemacht. - Depositphotos

Die Echo-Lautsprecher von Amazon sind aufgrund ihrer enormen Beliebtheit in Millionen von Haushalten weltweit zu finden. Und trotzdem hat das Unternehmen damit bisher nur rote Zahlen geschrieben.

Was ist falsch gelaufen?

Gillette-Strategie versagt bei Amazon

Als Amazon 2014 die Smart-Home-Geräte «Echo» mit der Sprachassistentin Alexa auf den Markt brachte, orientierte sich das Unternehmen an der Verkaufsstrategie des Rasierherstellers Gillette. Dieser verkaufte Rasierer für einen Spottpreis, in der Hoffnung, durch den Kauf der Ersatzklingen haufenweise Geld zu verdienen.

Smart Speaker Amazon Echo auf einem blauen Hintergrund
«Echo» wird im Allgemeinen zu den Herstellungskosten oder günstiger verkauft. Amazon hoffte, das Geld durch kostenpflichtige Dienste wieder reinzubekommen. - Depositphotos

Amazon versuchte Ähnliches und brachte seine Echo-Geräte mit der Sprachassistentin Alexa seit 2014 zu Schleuderpreisen auf den Markt. Kunden sollten dann die günstigen Geräte dazu nutzen, um vermehrt auf der Plattform einzukaufen.

Bei Gillette ging diese Rechnung auf. Bei Amazon allerdings nicht.

Smarter Wecker statt Shopping-Queen

Echo sollte die Kunden dazu animieren, Einkäufe bei Amazon zu tätigen oder kostenpflichtige Dienste zu buchen.

Doch stattdessen verwenden die Nutzer ihre Echo-Geräte hauptsächlich für kostenlose Funktionen, darunter etwa das Stellen von Weckern oder Wetterabfragen.

Der erhoffte Profit blieb demnach aus. Das Ganze kostete Amazon laut internen Dokumenten allein zwischen 2017 und 2021 mehr als 25 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 22,3 Milliarden Schweizer Franken).

Rettungsversuch durch Abo-Modell

Diesen schwerwiegenden Kalkulationsfehler des Tech-Giganten unter Gründer Jeff Bezos will der jetzige CEO Andy Jassy nun ändern.

CEO Amazon Andy Jassy Porträtfoto Pressefoto
Andy Jassy führt als CEO seit 2021 das Ruder bei Amazon. - Depositphotos

Dafür bringt Amazon noch in diesem Monat eine kostenpflichtige Alexa-Version auf den Markt.

Aber warum konnten Echo und auch andere Geräte so lange so grosse Verluste ohne grosse Auswirkungen anhäufen?

Erfolgreich bei Kindle & Co

Amazon wendet in allen Geschäftsbereichen die sogenannte «Downstream Impact»-Methode oder DSI an. Diese weist einem Produkt oder einer Dienstleistung einen finanziellen Wert zu, der darauf basiert, wie viel Geld Kunden nach dem Kauf innerhalb des Amazon-Ökosystems ausgeben.

In einigen Fällen funktionierte das Modell: Wenn Kunden Amazons Kindle-E-Reader kaufen – eines der gewinnbringenden Geräte von Amazon –, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie anschliessend auch in E-Books investieren, um sie auf diesem Gerät zu lesen. Bei Smart-Kamera-Türklingeln von Ring wiederum erwirbt mehr als die Hälfte der Kunden anschliessend Sicherheitsabonnements.

Amazon Kindle Holztisch Tasse Pralinen
Kunden, die einen Kindle kaufen, holen sich danach auch die Bücher über Amazon. - Depositphotos

In anderen Fällen – insbesondere bei Echo-Geräten – ist die Idee der nachgelagerten Auswirkungen aber wohl gescheitert.

Auf der Suche nach Profitabilität

Geschäftsführer Andy Jassy hat sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Teams ohne klaren Weg zur Rentabilität wurden aufgelöst und Produkte mit hohen Verlusten eingestellt.

Ein Team unter der Leitung von Amazon-Vizepräsidentin Heather Zorn arbeitet daran, die gebührenpflichtige Version von Alexa zu entwickeln. Ob Kunden aber bereit sind, für einen weiteren Abonnementdienst zu zahlen, bleibt noch abzuwarten.

Vor allem, wenn das Angebot nicht überzeugend genug ist.

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