Starlink-Netz bringt TikTok- und Pornosucht zu Stamm im Amazonas
Starlinks Internet führt zu Kulturschock in Amazonas-Stamm, wobei junge Mitglieder süchtig nach TikTok und Pornos sind.
Als das Starlink-Internet über dem Amazonas strahlte, schien es zunächst, als würde für den Marubo-Stamm in Brasilien ein neues Zeitalter anbrechen. Die von Elon Musk bereitgestellte Internetverbindung sollte eigentlich eine Notfallhilfe sein, verwandelte sich jedoch schnell in eine Quelle unerwarteter Suchtprobleme.
Nur neun Monate nachdem das weltweite Netz seinen Weg in ihren Dschungel-Alltag gefunden hatte, stehen die Stammesmitglieder nun vor einer ganz anderen Herausforderung: Der Kampf gegen die Abhängigkeit von TikTok und pornografischen Inhalten hat begonnen.
Von traditionellen Tänzen zu TikTok-Trends
Die Jugend des Marubo-Stamms tauscht immer häufiger kulturelle Traditionen gegen virale Tanzvideos und explizite Inhalte aus dem Netz. Diese Entwicklung sorgt für Entsetzen bei den Ältesten des Stammes.
Es ist eine Situation entstanden, die sie weder vorhersehen noch verstehen konnten. Laut einem Bericht der «New York Times» teilen junge Männer explizite Videos in Gruppenchats.
Ein schockierender Vorgang für eine Kultur, die öffentliche Zuneigungsbekundungen wie einfache Küsse bereits verpönt. Die Angst wächst, dass diese Darstellungen zu Nachahmung und somit zu aggressiverem sexuellen Verhalten führen könnten.
Digitaler Entzug als letztes Mittel?
In einem Versuch, das Ruder herumzureissen und Kontrolle zurückzugewinnen, haben die Stammesführer drastische Massnahmen ergriffen: Die Nutzung des Internets wurde auf zwei Stunden am Morgen und fünf Stunden am Abend beschränkt.
Sonntags gibt es keine Einschränkungen für TikTok und Co. Ziel dieser Regelung ist, junge Menschen wieder mehr ins echte Leben zu integrieren. Weg vom Bildschirm und hinein in die Natur.
Doch ob diese Strategie erfolgreich sein kann oder ob der digitale Geist, einmal aus der Flasche gelassen, nicht mehr in sie zurückkehrt, wird sich erst noch zeigen müssen. Besonders heutzutage, wenn Apps immer mehr darauf ausgerichtet sind, Nutzer möglichst lange online zu halten.
Kultureller Erdrutsch befürchtet
Die Stammesältesten berichten von beunruhigenden Veränderungen im Sozialverhalten des Volkes durch den Einfluss des neuen «Online-Drecks». Einige sehen besorgt gar einen Niedergang traditioneller Werte zugunsten digital induzierter Trägheit voraus.
Das Online-Verhalten könnte langfristig dazu führen, dass wichtige kulturelle Bindungen zerreissen, welche den Zusammenhalt des Stammes über Jahrhunderte garantierten.
Andererseits zeigen Beispiele anderer indigener Gemeinschaften auch positive Aspekte auf: Sie nutzen das Internet zur Dokumentation ihrer jahrtausendealten Traditionen und erreichen damit ein globales Publikum. Vielleicht braucht es nur Zeit, bis auch der Marubo-Stamm einen Weg findet, mit diesen neuen Technologien umzugehen – ohne dabei ihre Identität aufs Spiel zu setzen.