Ab 1. August: Europäische Union schiebt KI-Anwendungen Riegel vor

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 01.08.2024 - 06:01

Der AI-Act wurde im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und tritt am 1. August in Kraft. Ab dann drohen Verbote für untersagte KI-Anwendungen.

Roboter Wand Schreiben
Werden KI-Anwendungen jemals Autoren «ersetzen? - Depositphotos

Sie ist weltweit die erste umfassende Regulation von KI: die KI-Verordnung der Europäischen Union. Sie wurde am 12. Juli im Amtsblatt der EU veröffentlicht und tritt ab dem 1. August dieses Jahres in Kraft.

Ausgearbeitet wurde die Verordnung zwischen 2019 und 2024. Ihr Zweck: KI-Anwendungen sowie die Nutzung von Datensätzen zu Trainingszwecken von KI-Modellen stärker zu regulieren.

Damit drohen in Zukunft Verbote, sobald unzulässige KI-Anwendungen verwendet werden. Einige Bestimmungen treten sofort in Kraft, während anderen eine Frist von zwei Jahren bis zur vollständigen Umsetzung zugestanden wird.

Was kommt zuerst?

Unter den Verboten, die relativ bald umgesetzt werden sollen – offiziell in voraussichtlich sechs Monaten, sind solche für bestimmte KI-Anwendungen. Social-Credit-Ranking-Systeme gehören dazu.

Auch das Sammeln und Zusammenstellen von Gesichtserkennungsinformationen für Datenbanken wird künftig untersagt – beides Bereiche mit erheblichem Missbrauchspotenzial.

Eine Frau sitzt vor einem Smartphone. Virtuelle Knotenpunkte scannen ihr Gesicht.
Gesichtserkennung ist heute so ausgefeilt, dass sie binnen Millisekunden Zugang zu persönlichen Daten freigibt. - Depositphotos

Ebenfalls im Fokus stehen Echtzeit-Emotionserkennungssysteme an Schulen und Arbeitsplätzen. Diese Systeme haben Bedenken hinsichtlich Datenschutz und ethischer Fragen aufgeworfen – dem soll nun per Gesetz ein Riegel vorgeschoben werden.

Das Team hinter den Regeln

Neun Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes sollen erstmals Verhaltensregeln für KI-Entwickler umgesetzt werden. Verantwortlich zeichnet dafür das Büro der Europäischen Union für künstliche Intelligenz (EU AI Office), in Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratungsfirmen.

Brisant ist, dass auch grössere Unternehmen hinzugezogen werden sollen, die KI in ihrer Produktion einbinden. Die Gefahr liegt nahe, dass diese Akteure die Gesetzgebung zu ihren Gunsten beeinflussen könnten.

Ein Bereich, den die Öffentlichkeit unbedingt im Auge behalten sollte.

Transparenz und Sicherheit

Ein Jahr nach Inkrafttreten, also ab August 2025, haben Hersteller von allgemeinen KI-Modellen wie ChatGPT neue Transparenzanforderungen zu erfüllen. Sie müssen dann unter anderen nachweisen können, dass ihre Systeme sicher sind und Benutzern leicht erklärt werden können.

Zusätzlich dazu enthält die KI-Verordnung der EU Vorschriften für generative KI und manipulierte Medien. Beispielsweise muss dann klar gekennzeichnet werden, wo es sich bei Bildern oder Videos um Deepfakes handelt.

Mehr Kraft dem Urheberrecht

Firmen dürfen beim Training ihrer KI-Modelle nicht (mehr) einfach alle verfügbaren Daten nutzen. Eine Ausnahme besteht nur dann, wenn das Modell rein für Forschung und Entwicklung erstellt wurde.

Augen Blick Binärcode
Der AI-Act will mehr Transparenz schaffen, über die Nutzung von Datensätzen für KI-Modelle. - Depositphotos

Denn: Inhaber von Urheberrechten können sich diese Rechte vorbehalten. Wenn dann jemand, beispielsweise Anbieter von Allzweck-KI-Modellen, mit den Texten oder Daten solcher Werke arbeiten möchten, müssen sie zwingend eine Genehmigung dafür einholen.

Mit dieser Regelung will die EU sogenanntem Text- und Data-Mining vorbeugen.

KI: Eine Herausforderung für die Politik

Die Einführung des AI-Acts der EU ist ein grosser Schritt in Richtung einer verantwortungsvolleren Nutzung von künstlicher Intelligenz. Es bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung in den nächsten Monaten und Jahren aussieht.

Mehr zum Thema:

Weiterlesen