Ist das noch Kunst? Über den Einsatz von KI im Marketing

Björn Schneider
Björn Schneider

Am 08.08.2024 - 15:11

KI hat längst die Werbe- und Marketing-Welt erreicht. Beispiele aus dem Hause Amazon und Disney verdeutlichen die Vor- und Nachteile dieser Vermengung.

Menschlicher Roboter
Immer mehr Unternehmen nutzen für ihre Vermarktung KI-Tools und -Dienste. Wie klug ist diese Strategie? - Depositphotos

Von Amazon bis Marvel setzen mittlerweile auch die grössten (Entertainment-)Firmen auf künstliche Intelligenz. Sie kreieren mit KI neuartige Werbeinhalte und bewerben so ihre Angebote und Produkte auf nie da gewesene Art.

Während einige diese Entwicklung gutheissen, wachsen anderswo Bedenken über Datenschutz und die Authentizität von Inhalten. Doch die Fähigkeit der KI, quasi alle gewünschten Inhalte schnell zu generieren, scheint die Vorbehalte in den Hintergrund zu rücken.

Ein anschauliches Beispiel ist Amazons Promotion für die TV-Serie «Fallout». Die Verwendung von KI zur Erstellung eines Promo-Bilds löste letztes Jahr eine hitzige Debatte aus.

Der «Fallout»-Skandal

Als «Fallout»-Fans ein offizielles Werbebild zur neuen Serie sahen, waren sie alles andere als begeistert. Das Bild zeigte mehrere Fehler und Auffälligkeiten, darunter eine dreibeinige Frau und ein seltsam platziertes Lenkrad in einem Taxi.

Amazon-Schriftzug
Der «Fallout-Fall entfachte eine Kontroverse darüber, ob Maschinen wirklich menschliche Künstler ersetzen sollten oder könnten. - Depositphotos

Schnell war klar, dass Amazon hier menschliche Kreativität durch eine KI ersetzt hatte. Die Diskussion über den Einfluss von künstlicher Intelligenz in kreativen Prozessen und in der Werbung nahm Fahrt auf.

Kontroversen um Marvels «Secret Invasion»

Aber nicht nur Amazon steht im Zentrum solcher Debatten. Auch Marvel sah sich mit Vorwürfen konfrontiert, im Bereich Marketing vermehrt auf KI-Content zu setzen.

So zeigte sich, dass die Intro-Sequenz der Marvel-Serie «Secret Invasion» mittels KI animiert wurde. Obwohl das thematisch zum Sci-Fi-Charakter der Serie passte, störten sich viele Fans an dieser künstlichen Umsetzung.

Weiterhin äusserten etliche Beobachter Bedenken bezüglich der Fragen nach dem Urheberrecht und dem generellen (geistigen) Eigentum an Kunstwerken. Die berechtigte Frage kam auf, die man aus der Filmbranche längst kennt: Ersetzt KI mehr und mehr «echte» (nämlich menschliche) Grafiker und Animatoren?

Deepfakes im Rampenlicht

Deepfakes, mittels KI erstellte Videos oder Bilder, in denen täuschend echte Menschen vorkommen, sind mittlerweile ein gängiger Teil unseres Medienalltags. Sie begegnen uns stets und überall, immer öfter gar in Werbe- und Promo-Filmen diverser Unternehmen.

Zweifelsfrei, die Technik ist beeindruckend und die Echtheit der digitalen Nachbildungen ebenso abschreckend wie faszinierend. Doch die Risiken sind nicht zu unterschätzen.

Deepfake
Ein verantwortungsvoller Umgang mit der mächtigen KI-Technologie und klare Richtlinien für ihre Nutzung sind essenziell für das menschliche Zusammenleben - Depositphotos

Deepfakes fördern Desinformation und stiften Verwirrung. Gleichzeitig zeigt vor allem das Beispiel Taylor Swift, wie leicht Prominente ohne ihr Einverständnis digital manipuliert werden können.

Den kritischen Blick üben

Die rasante Entwicklung rund um KI-gestützte Marketinglösungen wirft folglich zahlreiche ethische Fragen auf. Auch die persönliche Existenz steht auf dem Spiel:

Wie kann man sichergehen (und am besten auch gleich sicherstellen), dass persönliche Informationen nicht missbraucht werden?

Schliesslich spielt das Thema Manipulation eine wichtige Rolle. Eine zentrale Aufgabe wird zukünftig für uns sein, hyperrealistische Inhalte, die vom Ursprungsmaterial kaum mehr unterscheidbar sind, kritisch zu prüfen.

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