In diesem Sinfonie-Orchester dirigiert bald ein Roboter
Die Dresdner Sinfoniker aus Deutschland überlassen jetzt einem Industrieroboter die Führung. Dieser wurde von einem Dirigenten trainiert.
Die Dresdner Sinfoniker warten im kommenden Herbst mit einer echten Überraschung auf. Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens lässt sich das Orchester Mitte Oktober im Festspielhaus Hellerau von einem Roboter dirigieren.
Um sich dieser Herausforderung so mächtig wie würdig zu erweisen, wurde der Roboter vorab von einem menschlichen Meister seines Fachs trainiert. Den Takt richtig schlagen, Dynamiken darstellen: Damit das alles gut klappt, waren auch Mitglieder des Exzellenzclusters der Technischen Universität Dresden tatkräftig in die Übungseinheiten involviert.
Der Roboter hat menschlichen Dirigenten gegenüber mindestens einen Vorteil: statt zweier bringt er ganze drei Arme mit, auf die die Bewegungen des Roboters Play-back gespielt werden.
Opus für drei Dirigenten-Arme
Beweisen soll sich dieser virtuose Dirigent an einem eigens für ihn komponierten Stück mit dem bezeichnenden Namen «#kreuznoten», der für entgegengesetzte Rhythmen steht.
Die Komposition von Wieland Reissmann wäre für einen Menschen hinter dem Pult kaum so umzusetzen – der Bot soll diese Hürde nehmen und zeigen, dass und wie so ein Werk trotzdem spielbar ist.
Ein zweites Auftragswerk fordert die Koordination des Roboters vollumfänglich heraus. Für «Semiconductor’s Masterpiece» wird das Orchester dreigeteilt und jeder Arm darf je einen Orchesterteil durch eigene, komplexe rhythmische Passagen dirigieren.
Wie klingt Musik ohne das Herzblut des Dirigenten?
Mehr als «nur» ein Konzert ist bei der Aufführung also ein «musikalisches Produkt» zu erwarten – das ganz neue, hybride Charakterzüge trägt.
Spannend bleibt die Frage, wie ein Orchester, das geübt ist, subtilsten Andeutungen seines Dirigenten zu folgen, nun auf die Anleitung eines Roboters reagiert. Wird Musik anders klingen, wo nicht menschlicher Impuls, sondern mechanische Präzision den Ton angibt?
Wird man das Charisma eines begeisterten Dirigenten vermissen? Entsteht vielleicht gar ein neuer Klang oder musikalischer Ausdruck?
«Roboter.Sinfonie»: Der Ton gesellschaftlicher Themen
Und werden Komponisten in Zukunft neue Wege einschlagen, wenn sie ein komplexes Roboter-Dirigat nutzen können? Das Projekt «Roboter.Sinfonie» wirft ein neues Licht auf das komplexe Verhältnis zwischen Kunst und Technologie.
Der Herbst wird zweifelsohne so musikalisch wie technologisch und vor allem gesellschaftlich: spannend.