Gelingt der Medizin die Digitalisierung des Immunsystems?
Das Humane Immungenomprojekts (HIP) hat sich nichts Geringeres zum Ziel gesetzt, als das gesamte menschliche Immunsystem zu verstehen.
Das HIst das Umkrempeln der Medizin eine Frage von Jahrzehnten?umane Immungenomprojekts (HIP) strebt an, eine Art Landkarte jedes menschlichen Immunsystems zu erstellen – ein digitales Abbild davon. Diese wahre Herkulesaufgabe soll uns dabei helfen zu verstehen, wie verschiedene Menschen auf bestimmte Medikamente und Impfstoffe reagieren.
Doch warum ist diese Arbeit so wichtig?
Ganz einfach: Jedes Individuum hat ein einzigartiges Immunsystem. Alter, Geschlecht und sogar sozioökonomischer Hintergrund spielen eine Rolle bei seiner Funktionsfähigkeit und damit auch mit Blick auf seine Reaktion auf bestimmte Krankheiten oder Medikamente.
30'000 Datenpunkte zu analysieren
Dieses ehrgeizige Ziel will man durch umfangreiche Studien des Immunsystems und den Einsatz fortschrittlicher künstlicher Intelligenzprogramme erreichen. Das HIP-Team plant im Grunde genommen, eine riesige Bibliothek alles Wissens über unser Abwehrsystem zu schaffen.
Dr. Hans Keirstead, ein führender Stammzellenexperte und CEO des HIP, erklärt bei Science Focus: «Das Immunsystem besteht aus Genom, Epigenom, Transkriptom, Proteom und Mikrobiom. Insgesamt gibt es etwa 30'000 Datenpunkte».
Um diese Unmenge an Daten zu verarbeiten, werden weltweit Teststandorte eingerichtet. Dort werden Blut- und Gewebeproben von Teilnehmern genommen und analysiert – eine Mammutaufgabe, die mindestens zehn Jahre dauern wird.
Gleichheit im Gesundheitswesen ist kein Traum mehr
Doch das Ergebnis könnte bahnbrechend sein: ein vollständiger Überblick über die Immunantwort jedes einzelnen Menschen.
Ein weiterer Vorteil dieses Projekts ist seine potenzielle Auswirkung auf die Gleichberechtigung im Gesundheitswesen.
Die Forschung zielt darauf ab, Schlüsselprobleme in unserem Verständnis von Minderheitengruppen und Medizin zu lösen. Dr. Keirstead sollen nicht nur die Weissen und Wohlhabenden, sondern alle sozioökonomischen Klassen und Ethnien in die Forschung mit einbezogen werden.
Krebs und Pandemien vorbeugen
Nicht nur für den Alltag könnte das Projekt bahnbrechend sein. Auch bei der Prävention künftiger Pandemien könnte es eine entscheidende Rolle spielen.
Dr. Keirstead ist überzeugt, dass mithilfe vorliegender Daten des Humanen Immungenomprojekts die Zahl der Todesfälle und Krankenhausaufenthalte während der COVID-Pandemie drastisch gesunken wären.
Neben Viren und Pandemien hofft das Humane Immungenomprojekt auch bei allem von Krebs bis Neurodegeneration, Infektionskrankheiten und Autoimmunität helfen zu können. Es muss «nur» noch Billionen von Datenpunkten kartieren und unzählige Studien auf der ganzen Welt durchführen ....