Spionieren uns unsere Smartphones wirklich aus?
Seit Jahren besteht der Verdacht, dass wir von unseren eigenen Smartphones und Tablets abgehört werden, um uns gezielt Werbung unterzujubeln. Was ist dran?
Sie unterhalten sich über eine neue Fassadenfarbe für Ihr Haus, und beim nächsten Online-Surfen werden Ihnen Anzeigen für trendy Malerfarben präsentiert:
Zufall oder Absicht? Google und andere haben dies jahrelang als Zufall abgetan, aber sagen sie uns wirklich die Wahrheit?
Kürzlich startete eine Werbetochter der Cox Media Group (CMG) namens Local Solutions eine Marketingstrategie, in der behauptet wurde, sie könnten mit einer Technologie namens «Active Listening» Kunden gezielt ansprechen. Angeblich lauschen Smartphones, Smart TVs und andere vernetzte Geräte den Benutzern, um Einblicke in ihre Kaufwünsche zu gewinnen.
«Mit Active Listening können wir Ihre Werbung genau auf die Personen ausrichten, die Sie suchen»
So lautete der Slogan auf einer mittlerweile gelöschten Marketingseite. Natürlich hat das Internetarchiv eine Kopie als Beweis gesichert.
Das Material liefert Beispiele dafür, wie das Unternehmen Gespräche nutzen könnte, um verschiedene Produkte von Klimaanlagen bis hin zu Immobilienkrediten zu bewerben. Allerdings erklärte Local Solutions nicht genau, wie diese Sprachdaten gesammelt werden – was die Behauptung zweifelhaft macht.
Spionage durch Nutzergeräte: legal oder illegal?
Eine Firma spioniert über Benutzergeräte, das klingt nach legaler Dunkelzone. Local Solutions behauptet jedoch, dass es nicht so ist, und argumentiert, dass Benutzer ihre Privatsphäre aufgegeben haben, als sie den Nutzungsbedingungen zustimmten.
Es sei völlig legal für Telefone und Geräte, Ihnen zuzuhören, sagt das Unternehmen. Denn Verbraucher stimmen bei Software-Updates oder App-Downloads in der Regel nötigen Änderungen auf ihrem Gerät zu.
Die Rolle von Google, Apple & Co.
Wenn Local Solutions tatsächlich Sprachdaten zur Zielgruppenansprache verwendet, ist es unwahrscheinlich, dass das Unternehmen direkt über ein Benutzergerät zuhört. Viel wahrscheinlicher wäre es, dass andere Unternehmen wie Google, Apple und vielleicht Samsung solche Daten gegen eine Gebühr zur Verfügung stellen würden.
Allerdings streiten alle diese Tech-Konzerne so eine Vermutung klar als Unterstellung ab – ohne dafür jedoch einen handfesten Beweis vorlegen zu können.
Google hört uns durch unsere Handys zu – oder?
Diese Abhör-Vermutung ist über die Jahre zum Verschwörungstheorem aufgestiegen. Insbesondere Google hat zusammen mit anderen Firmen sowohl Software- als auch Hardwarelösungen entwickelt, um die unerlaubte Nutzung von Kameras und Mikrofonen zu verhindern.
Trotzdem bleibt das Phänomen gezielter Werbung im direkten Zusammenhang mit privaten Gesprächen bestehen. Die logischste Erklärung ist, dass Werbetreibende Sie durch das Profiling Ihrer Suchanfragen, Cookies und Social-Media-Posts so gut kennen, dass sie vorhersagen können, was Sie wann benötigen.
Doch das Timing dieser Anzeigen scheint zu perfekt für einen blossen Zufall zu sein. Oder?