Studie untersucht KI-Chatbots als Stütze zur Verarbeitung von Wut

Susanna Herrlig
Susanna Herrlig

Am 18.12.2024 - 06:37

Können KI-Chatbots bei der Emotionsverarbeitung helfen? Das wollte eine Forscherin der Singapore Management University (SMU) herausfinden.

Wütende Frau am Laptop
KI-Chatbots werden aufgrund der Art ihrer Interaktion immer menschenähnlicher. - Depositphotos

Dass Künstliche Intelligenz (KI) immer menschenähnlicher wird, überrascht wenig. Aber was bedeutet das für den Umgang mit unseren Emotionen?

Forscherin Meilan Hu von der Singapore Management University (SMU) wollte beispielsweise herausfinden, ob KI-Chatbots in herausfordernden Zeiten eine Stütze sind. Und tatsächlich können sie es in einer emotionalen Krise offenbar sein, so die Psychologie-Doktorandin.

Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Sie ersetzen keine professionelle Therapie und haben ihre Tücken.

KI-Chatbots und die Verarbeitung von Gefühlen

Ob auf Wut, Angst oder Frust eingehen, Trost spenden oder Tipps geben: KI-basierte Chatbots wie ChatGPT sind bekannterweise in der Lage, menschenähnliche Antworten zu liefern.

Traurige Frau am Smartphone
Ob Einsamkeit, Wut oder Traurigkeit: Immer häufiger untersuchen Forscher, ob KI bei der Verarbeitung hilfreich ist. - Depositphotos

Wegen des enormen Fortschritts in diesem Bereich hat Hu daher ihre These aufgestellt. Die Wissenschaftlerin frage sich, ob KI-Bots eine Art «Ersatz» zur Emotionsverarbeitung für Menschen darstellen könnten.

Die in psychologischen Fachzeitschriften veröffentlichen Ergebnisse lassen aufhorchen.

So lief das Experiment ab

Insgesamt wurden für das Experiment 150 Studenten ausgewählt. Ein Teil der Probanden durfte mit einem «mitfühlenden» KI-Chatbot kommunizieren.

Ganz anders als der andere Teil der Studenten: Diese sollten sich ein Tagebuch schnappen und dort ihre Gefühle verarbeiten, indem sie über sie schrieben.

Im Anschluss tauschten die Gruppen Tagebuch gegen empathischen KI-Chatbot, sodass jeder einen direkten Vergleich hatte, heisst es. Alle Teilnehmer sollten nach jeder Tagebuch- oder KI-Chatbot-Sitzung Fragen dazu beantworten, wie gestresst, unterstützt oder isoliert sie sich fühlten.

KI-Chatbots als Ventil für Ängste und Wut

Wer mit dem KI-Chatbot interagierte, fühlte sich den Ergebnissen nach im Anschluss weniger wütend und ängstlich. Bei weniger intensiv ausgeprägten Gefühlen, etwa Einsamkeit oder Traurigkeit, galt das aber nicht immer.

Wütender Mann am Laptop
Trotz vielversprechender Ansätze steht bisher fest: KI ersetzt keinen Therapeuten. - Depositphotos

Letztendlich schlussfolgerte Hu, dass KI-Chatbots menschliche Interaktionen nicht ersetzen können. Dennoch zeigte ihre Studie, dass das Ausdrücken von Emotionen wie Wut oder Angst gegenüber einem KI-Chatbot wirksam sein kann.

Sie betont jedoch auch, dass diese Studie keinen therapeutischen Ansatz verfolgt. Zudem sollte bedacht werden, dass es bei der Untersuchung auch nicht darum geht, «Heilung» zu erfahren, so die Forscherin.

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