Brauchen wir diese KI wirklich schon in unseren Laptops?

Juli Rutsch
Juli Rutsch

Am 20.09.2024 - 15:54

Neue Laptops sind heute mit NPUs ausgestattet, um KI-Lösungen effizienter anwenden zu können. Wie wahr sind die Versprechen – und welchen Preis kosten sie uns?

Roboterhand Laptop Tastatur
Neue Laptops kommen jetzt mit eingebauter KI. Aber wollen die Kunden das überhaupt? - Depositphotos

Die künstliche Intelligenz ist nun auch in unseren Laptops angekommen. Insbesondere neue Laptop-Modelle sind immer öfter mit Neural Processing Units (NPU) ausgestattet, speziellen Prozessoren für KI-Anwendungen.

Doch diese Entwicklung wird von den Verbrauchern nicht mit offenen Armen empfangen. Es stellt sich die Frage: Brauchen wir das wirklich?

Viel Funktion, zu viel Platz

KI-Chips finden ihren Weg in unsere Geräte, obwohl die KI-Anwendungen bisher kaum einen echten Mehrwert haben. Im Gegenteil: Sie sind platz- und energieintensiver als bisherige Chips.

Computer Chip Nahaufnahme
Laptops, die KI-Anwendungen flüssig abspielen wollen, brauchen auch leistungsstärkere Computerchips. - Depositphotos

Beispiel: die neue Welle der Copilot Plus PCs. Sie bringen so manchen Windows-PC in puncto Leistung, Effizienz und Akkulaufzeit endlich auf das Niveau vergleichbarer (!) Apple-Produkte.

Allerdings: Wo Leistung dazugewonnen wird, wird dafür verhältnismässig viel Platz auf dem Chip beansprucht – und der fehlt wiederum für anderes, was schliesslich mit Funktionseinbussen teuer bezahlt werden muss.

Vergleichbar einem Blinddarm

Das Kürzel NPU steht für «Neuronale Verarbeitungseinheit», und NPUs wurden entwickelt, um spezielle Aufgaben aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz durchzuführen. Und zwar besser, schneller und energieeffizienter, als herkömmliche CPUs dazu in der Lage wären.

Das Prinzip der NPU entspricht damit dem einer Grafikkarte: Dezidierte Chips sind schneller und energieeffizienter als die CPU, die diese Aufgaben zwar auch erledigen könnte, jedoch unter viel höherem Aufwand.

Während Apple schon seit Jahren NPU spezifisch einsetzt, wirken sie bei Windows-PCs dagegen eher wie ein überflüssiges, energieintensives Extra. Dass Hard- und Software dieser PCs von verschiedenen Herstellern produziert werden, macht eine Hardware-Software-Integration irgendwie zu einem fernen Traum, jenseits der PC-Wirklichkeit.

KI – gleichbedeutend mit «Kein Interesse»

Darüber hinaus lässt die Begeisterung bei Verbrauchern für KI deutlich nach. Eine Studie der Washington State Universität zeigt, dass die blosse Erwähnung von «KI» in einer Produktbeschreibung reicht, damit potenzielle Käufer diesem den Rücken kehren.

Laptop Tastatur Batterieanzeige leer
Ein starker Akku ist ein wichtiges Kaufkriterium. Die neuen auf KI ausgerichteten Laptops verbrauchen aber deutlich mehr Energie. - Depositphotos

KI wird mittlerweile oft belächelt. Kein Wunder, begegnet sie uns oft genug in dummen bis lächerlichen oder Fake-Zusammenhängen in den sozialen Medien.

Und wo jemand wirklich mit ihr arbeiten will, wird das oft zur ernsthaften Herausforderung. Wer schon mal versucht hat, ein vernünftiges Produkt ausschliesslich mit KI auf den Markt zu bringen, weiss, was hier gemeint ist.

Marketing-Experten vs. die menschliche Vernunft

KI scheint mehr eine Extra-Aufgabe für den PC zu sein als eine eigene, wie auch immer geartete hilfreiche Funktion.

Experten zeigen sich denn auch skeptisch gegenüber dem aktuellen Hype und Einsatz von KI-Hardware in Laptops. Und wir dürfen gespannt sein, wer gewinnt: die Marketing-Experten der Hard- und Software-Hersteller oder die menschliche Vernunft.

Die die netten KI-generierten Bildchen zwar auch mal verwendet, aber bitte gerne einen leistungsfähigen PC im Alltag will. NPUs sind dafür, jedenfalls nach jetzigem Forschungs- und Technik-Stand, noch keine echte Hilfe.

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